© Daniel Kehlmann   

WIE HAT KAFKA DAS GEMACHT?


„Jemand mußte Josef K. verleumdet haben,
denn ohne daß er etwas Böses getan hätte,
wurde er eines Morgens verhaftet.“



Dieser erste Satz von Franz Kafkas Romanfragment „Der Process“ enthält im Kern schon die gesamte Geschichte. 1925, knapp zehn Monate nach Kafkas Tod, wurde der Text aus dem Nachlass von Kafkas Freund Max Brod im Berliner Verlag „Die Schmiede“ erstveröffentlicht. Bald schon wurde er als einer der Signaltexte des 20. Jahrhunderts erkannt. Doch noch immer stellt er LeserInnen weltweit vor Rätsel in dem Bemühen, seine Geheimnisse zu entschlüsseln.
Zum Kafka-Gedenkjahr 2024 erscheint der Auftaktband der ersten kommentierten Ausgabe von Kafkas Werken. Wie Kafka das eigentlich gemacht hat, dass seine Texte so wirken, wie sie wirken, ist die Leitfrage, die Reiner Stach seiner Arbeit an dem Werkkommentar zugrunde legt. Auch der berühmte erste Satz war nicht auf Anhieb gelungen. Wie Kafka ihn änderte in die heute bekannte Fassung und warum, das wird eine der Fragen sein, die Reiner Stach an diesem Abend anhand des Manuskripts erläutert. Man darf auf einen tiefen Blick in die Werkstatt des Weltautors Franz Kafka gespannt sein.